Über viele Hürden zum Gesellenbrief

Beim Sprachkurs im Bürgerzentrum haben sie sich kennengelernt : Christine Hartmann, Reyber Hamid, Muhammad Marzaie und Annemarie Leiser (von links) . Foto: Ruth Matthes

Die beiden jungen Männer aus Syrien und Afghanistan haben sich mit Hilfe von Asyl Spenge bestens integriert. Jetzt haben sie sogar ihren Gesellenbrief in der Tasche! Nicht ganz unbeteiligt an diesem Erfolg sind Christine Hartmann und Annemarie Leiser , die sie vor Jahren Deutschunterricht von Asyl Spenge im Bürgerzentrum kennengelernt haben. Kriegsflüchtling Hamid kam bereits im Februar 2014 nach Spenge, Marzaie folgte im August 2015, da er in seiner politisch unsicheren Heimat keine Perspektive für sich sah. Da die beiden keine offiziellen Deutschkurse besuchen konnten aber schnellstmöglich die neue Sprache lernen wollten, waren sie froh über das ehrenamtliche Angebot des Vereins Asyl Spenge. Hartmann und Leiser, beide ehemalige Lehrerinnen, engagierten sich dort für die Geflüchteten. „Wir haben ihnen nicht nur zweimal wöchentlich die Sprache beigebracht, sondern auch dabei geholfen, sich im Alltag zurechtzufinden“, blickt Annemarie Leiser zurück. Sie begleitet Muhammad Marzale, der als Minderjähriger allein nach Deutschland kam und noch nie eine Schule besucht hatte .“Er hat einen unglaublichen Ehrgeiz und Fleiß an den Tag gelegt, um hier sein eigenes Geld verdienen zu können“, lobt sie ihren Schützling. Damit hat er es mittlerweile zu einer unbefristeten Stelle im Fleischereibetrieb Lammerschmidt in Neuenkirchen gebracht.

2016 begann Marzaie einen Sprachkurs in Herford, darauf folgte ein Praktikum und 2018 der erste Job bei Lammerschmidt. Nach einem Jahr erhielt er ein Ausbildungsangebot, das er gerne annahm. „Als Muslim durfte ich mich auch auf Rind und Geflügel spezialisieren“, freute er sich. Um seinen Abschluss zu schaffen, radelte er bei jedem Wetter nach der Arbeit von Neuenkirchen nach Spenge, um mit Annemarie Leiser zu üben. »Sie haben so manches Tief durchlebt, aber nicht aufgegeben«, sagt Annemarie Leiser.

Ähnlich lief es bei Reyber Hamid, der immerhin bereits das arabische Alphabet kannte, als er in Spenge ankam. „Aber ich konnte nicht so schnell lesen“, erinnert er sich. Christine Hartmann übte fleißig mit ihm, so dass der Vater eines Sohnes, nachdem er diverse Hürden genommen und Jobs ausgeübt hatte, eine Ausbildung zum Straßenwärter bei der Stadt Spenge beginnen konnte, die er nun erfolgreich abgeschlossen hat . Auch er ist – zunächst allerdings nur für ein Jahr – übernommen worden. „Mit der Ausbildung habe ich jetzt gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt“, urteilt Hamid. Ich habe alle möglichen Führerscheine erworben, von der Kettensäge bis zum Lkw-Führerschein.“ Zudem musste er Chemie und Mathematik pauken. „Ich weiß jetzt auch, bei welcher Temperatur man welche Art von Streusalz einsetzen muss und wie man Gittersteine berechnet“, sagt Hartmann schmunzelnd. Denn auch durch die Prüfungen haben die beiden Frauen diese jungen Männer begleitet. Sie haben in der Lehrzeit so manches Tief durchlebt, aber nicht aufgegeben“, loben sie die beiden. Auch im weiteren Leben brauchen die beiden ihre Zielstrebigkeit. Geht es doch noch darum, dass sie auf Dauer in Deutschland bleiben können. Reyber Hamid hätte bereits die Möglichkeit, die deutsche Staatsangehörigkeit zu beantragen . Dafür fehlt mir nur noch das Geld“, sagt er. Bei Marzaie ist es komplizierter . „Er hat nach der Ausbildungsduldung jetzt lediglich für zwei Jahre die Genehmigung erhalten, in seinem Job arbeiten“, erklärt Leiser. „Da gut integrierte Jugendliche künftig nach drei Jahren Aufenthalt in Deutschland und bis zum 27. Lebensjahr die Möglichkeit für ein Bleiberecht bekommen sollen, blicken wir optimistisch in die Zukunft.“

Von Ruth SPENGE ( WB ) .

Quelle

https://www.google.de/amp/s/www.westfalen-blatt.de/amp/owl/kreis-herford/spenge/uber-viele-hurden-zum-gesellenbrief-2611421